Möbeldesign ohne Scheuklappen
BIRKENLOHE. In Alexander Moraschs zu Hause gibt es keine gekauften Möbel. Einige seiner Stücke sind über zwanzig Jahre alt und an seiner eigenen Einrichtung lässt sich seine gestalterische Entdeckungsreise wunderbar beobachten. Von den eher runden Naturformen zu Beginn 1991, bis hin zu den geradlinigen Objekten, die er heute anfertigt. „Ich bin eher der graphische Typ“, sagt er, was an seinen Serienprodukten, dem Dreiecks- und dem Würfelhocker, deutlich zu sehen ist. Doch was heißt schon „Serie“? Monotonie kommt für ihn nicht in Frage. Und auch wenn er sich bei der Form dieser Sitzmöbel treu bleibt, so ist doch jedes ein Unikat.
Schon vor seiner Tätigkeit als Schreiner und Kunsthandwerker fertigte der gelernte Werkzeugmacher in seiner Freizeit Tische und Betten für seine Familie an. Doch erst nach zwanzig Jahren als Angestellter in der Industrie hatte er genug vom immer gleichen Berufsalltag und sprang ins kalte Wasser der Selbständigkeit, angetrieben von Neugierde und der Lust am Experiment. Wichtig sind ihm Kontraste und Spannungsverhältnisse zwischen einfacher Form und komplexer Intarsie, Musterung oder Farbgebung. Diesen Mut zum Experiment, verlangt er auch seinen Kunden ab. Manchmal brauche es etwas Überzeugungskraft, ein wenig Farbe in den Wohnraum zu lassen. Besonders das Entdecken von Werkstoffen ist dabei für ihn interessant, wie sein neuester Prototyp eines Stuhls aus verrostetem Baustahl und verleimtem Holz beweist. Wieder zwei Komponenten, deren Kombination zunächst nicht naheliegend erscheint und schließlich, durch Beharrlichkeit und Kreativität, technisch wie ästhetisch „funktioniert“, wie er es nennt.
Am Anfang steht immer eine graphische Idee. Über verschiedene Modelle aus Sperrholz und das Testen unterschiedlicher Materialien nehmen diese Ideen dann Gestalt an. Dazu gehört manchmal auch das Scheitern, wenn das Material erst mal nicht so will wie er. Was ihn motiviert ist die Frage, ob die Umsetzung seiner Ideen gelingt. So mache die Arbeit Laune. „Es geht nicht immer alles gut, aber wo ist das Problem?“, sagt er. „Wenn es nicht funktioniert, dann ab in den Ofen. Das ist bei Holz der Vorteil.“ Schreinerei nach Lehrbuch ist das nicht, aber der Reiz ist für ihn die technische Herausforderung. Und wenn die anfängliche Idee dann real vor ihm steht, erfüllt ihn das mit Stolz. Wie der gebürtige Esslinger auf Kunsthandwerkermärkten in ganz Deutschland lernen musste, sind seine Kreationen für den einen oder anderen vielleicht zu unangepasst. Aber das ist kein Grund, sich dem Massengeschmack zu beugen. Und wenn dieser bodenständige Mann seine quietschgelbe Brille aufsetzt, die einem aus dem ruhigen Gesicht entgegenbrüllt, bekommt man eine Ahnung von seiner Grundeinstellung. Denn da ist sie wieder, die Spannung zwischen widersprüchlichen Komponenten, die nur einem Ziel dient:
„Im Prinzip will ich einfach nur schöne Dinge machen.“